Info: The Making of Southpark (02/2000)


Erst vor kurzem lief in USA ein einstündiges Special im Fernsehen, zum Thema "Wie entsteht eigentlich Southpark?" mit vielen Hintergrundinfos und Interviews, die nicht immer ganz ernst zu nehmen sind (Titel der Sendung: "Going down to Southpark"). Da wir euch das natürlich auch nicht vorenthalten wollen, hier nun die wichtigsten Dinge daraus, natürlich in deutscher Übersetzung:



Die Arbeit im Büro
OFF: Hallo und herzlich willkommen zum Making of Southpark, der erfolgreichen Fernsehsendung von zwei Jungs aus Colorado die auf die Namen Trey Parker und Matt Stone hören. Während des Interviews sitzen sie in einem Whirlpool draussen im Garten.
MATT: Also wir erwarten eine Menge von unseren Mitarbeitern. Wenn sie morgens ins Büro kommen, sind wir beide schon da, und wenn sie abends nach hause gehen, dann sind wir immer noch da. Sie sollen ruhig merken, wie hart wir arbeiten, ich denke das spornt sie dann auch an, selber ein bisschen mehr zu arbeiten... für uns.
(Matt liegt im Whirlpool und kratzt sich am Fuss)
TREY: Wir sind sieben Tage die Woche im Büro, und jeden Tag 24 Stunden. Wir schlafen sogar dort. Ich kann mich eigentlich garnicht dran erinnern, wann wir mal nicht in unserem Büro waren.
(Trey trinkt ein Glas Sekt im Pool)
MATT: Was viele Leute nicht wissen, wir haben ja wirklich ungeheuer viel zu tun, auch Management. Wir managen die Geldangelegenheiten und so.
TREY: Ja, jeden Tag, all das. Wow.

Debbie, die Produzentin
DEBBIE:(im Büro, natürlich bei der Arbeit)
Als wir mit Southpark angefangen haben, haben wir nie so richtig gewusst, ob wir zum Sendetermin überhaupt fertig werden. Aber jetzt haben wir das gut durchorganisiert, es funktioniert ganz gut. Trey und Matt führen eigentlich einen kleinen industriellen Betrieb.
MATT: Wir könnten keinen besseren Produzenten haben als Debbie, sie ist einfach toll. Ich glaube wir telefonieren etwa drei mal am Tag, sind immer in Kontakt. Alle Kontakte mit Comedy Central gehen über Debbie.
DEBBIE:Mit dem Erfolg, den die beiden haben, ähnlich wie der Erfolg von einem Rockstar, und sie sind ja quasi Filmstars geworden, trotzalledem sind sie wirklich auf dem Boden der Tatsachen geblieben. Ihr Lebensstil hat sich ein bisschen gewandelt, aber sie sind immer noch die selben verantwortungsvollen Personen geblieben.
TREY:(im Pool) Wir sind für Debbie immer erreichbar, und sie genauso für uns. Manchmal auch nur so zum reden. Da gehts dann: "Hey, Trey, mein Baby hat dies und das gemacht, was soll ich tun?" oder "Mein Ehemann und ich kommen nicht klar..." und all sowas. Dann sage ich: "Okay, ich komme sofort vorbei". Ich will mehr sein, also nur ein Arbeitskollege für sie, ich möchte auch für sie da sein, auch für Massagen und so...

Der Anfang
TREY:Als Matt und ich uns getroffen haben, das war in der Filmhochschule, da waren wir etwa 19, und wir wollten eigentlich nie so kunstvolle schwarzweiss-Filme machen oder so ein Zeug. Wir waren Monty-Python Fans, deswegen redeten wir die ganze Zeit nur über Monty Python und...
MATT:Wer ist Monty Python?
TREY:Das sind diese komischen Typen aus Kanada. Und deswegen wollten wir schon immer lustige Filme machen und sind von unseren Lehrern zusammengeschissen worden.
TREY:Der erste animierte Film den wir gemacht haben, war über Kolumbus, ziemlich krank. Und die Leute, die ihn gesehen haben, dachten alle, hey toll, was der so macht, mit Pappe und Klebstoff und ruckeliger Animation. Aber in Wirklichkeit war ich einfach nur zu faul zum Zeichnen, ausserdem weiss ich auch garnicht wie das geht, ich bin nicht so künstlerisch begabt. Ich hatte damals einen Japaner als Zimmerkollegen, fragte ihn was er über die amerikanische Geschichte weiss, und habe dazu den Film hergestellt.
Nagut, schliesslich habe ich den Film eingereicht und den Studenten-Oskar gewonnen. Ich bin nach Hollywood geflogen und war plötzlich umgeben von lauter echten Zeichentrick-Künstlern, die natürlich alle angekotzt waren, weil sie die echten Künstler waren und ich nicht.
Und ich habe Hollywood gesehen und gewusst, da will ich hin, das ist meine Stadt.
TREY:Es war ein Traum von mir, in Colorado zu bleiben und dort was zu machen, aber in Wahrheit, wenn man wirklich Karriere machen will, dann muss man schon nach Hollywood, denn da kommen die weiteren Dinge auf einen zu.
MATT:Genau wie wenn man ein fauler Politiker werden will, dann muss man nach Washington D.C. ziehen. Sie wissen was ich meine? Dort ist der ganze Abschaum. Und so ist es hier auch.
TREY:Und es ist hart, es ist hart hier zu leben, hart für uns.
MATT:Ja, ich wünschte wir könnten in Colorado leben, denn hier sind die Sitten rauh. (trinkt nochmal etwas Sekt im Whirlpool)
TREY:Aber da müssen wir durch.

Hollywood
TREY:Als wir das erste mal hier waren, hatten wir zuerst einen Film in Planung den wir im College geschrieben haben, mit dem Titel "Orgazmo". Und wir sind von Studio zu Studio gezogen und haben gesagt: "Wir wollten einen Film machen über einen Mormonen, der nebenher Pornodarsteller ist, und er hat einen Gehilfen mit einem Dildo auf dem Kopf." Und viel weiter sind wir nicht gekommen, sie sagten uns irgendwie alle, wir sollten bitte wieder weggehen.
MATT:Wir haben viel Zeit verbracht, unser Zeug an den Mann zu bringen, und dazu muss man hier auch wirklich viel Arschkriechen.
TREY:Was viele Leute einfach nicht einsehen wollen ist, dass Porno nur eine Art Kunst ist. Ich sage meiner Freundin das dauernd, aber, naja. Porno ist wie Monet, oder Renoir, nur die meisten denken, Porno, das sind nur wackelnde Titten.
MATT:Porno ist wie Malerei, nur statt dem Pinsel und Farbe benutzt man Titten und Muschis.
TREY:Teilweise haben wir sogar draussen geschlafen, oder bei Freunden. Wir hatten kein Geld, und dann hat einer von den FOX-Leuten einen Cartoon von uns gesehen, den wir am College gemacht haben, in dem es um Weihnachten ging. Und er sagte: "Macht mir mal noch einen Weihnachtsfilm" und er gab uns 700 Dollar. Daraufhin machen wir diesen kurzen Film mit dem Namen "The Spirit of Christmas". Dafür benutzen wir schon die Jungs, die wir uns am College ausgedacht hatten. Wir haben nichtmal unsere Namen an den Abspann geschrieben, weil es ja nur für diesen Typ von FOX war.
DEBBIE: Irgendjemand hat mir diese Kurzepisode gezeigt, die gerade kurz vor Weihnachten fertig geworden ist. Und ich wurde hysterisch und schrie, holt mir diese Typen, jetzt gleich.
TREY:Wir dachten zuerst, das wäre ein Witz. Ich mein, okay, solche Dinge passieren ja angeblich dauernd in Hollywood. Aber wir dachten, das wäre nur eine kurze Euphorie und gleich wieder vorbei.
MATT:Und drei Monate später hatten wir den Vertrag für "Southpark".
TREY:Für die erste Pilot-Episode wurden Matt und ich etwa drei Monate mit einer Menge Pappe und Klebstoff in einen Raum eingeschlossen.
MATT:Zu der Zeit, als Southpark das erste mal ins Fernsehen kam, gab es schon etwa 600 bis 700 unoffizielle Internetseiten über "The Spirit of Christmas". Das war schon toll.
TREY:Dann ging es drum dass die Verantwortlichen sagten: "Okay, macht eure Episoden, wir geben euch dafür diesen Betrag an Geld." Und wir sagten, hey, vielen Dank. Für uns war das viel Geld, aber wir waren damals immer noch bei weitem die billigsten Trickfilm-Animationsleute der ganzen Branche.
MATT:Gleich am nächsten Tag waren wir in Las Vegas. Und am Tag darauf waren wir wieder soweit wie am Anfang.

Isaac Hayes: Chef
ISAAC:(zur Erinnerung, er spricht "Chef") Das erste mal, dass ich was von Southpark gehört habe, war in einem Anruf von meinem Agenten. Und er sagte: "Isaac, ich hab da einen tollen Job für dich." Und ich: "Ja, endlich, Disney, Disney!" Also fragte ich: "Was ist es?" Er darauf: "Naja, es ist ein Cartoon für Erwachsene auf Comedy Central." Ich fragte, von was er da eigentlich redet. "Naja, so ist es, das ist so'n Ding, von zwei Typen wird das hergestellt..." Das fand ich dann natürlich sofort toll.
MATT:Wir hatten nicht besonders viele Kandidaten für Chef's Stimme. Natürlich war Isaac Hayes an Platz 1, aber wenn wir ihn nicht bekommen hätten, dann hätten wir Barry White oder so jemand versucht zu bekommen.
ISAAC:Also gut, warum nicht, ich bin dann am nächsten Tag einfach mal ins Studio gegangen.
MATT:Das war das erste mal, dass ich Isaac Hayes getroffen habe. Zuvor hatten wir noch nie Kontakt zu einem Star.
TREY:Und er wusste noch garnicht was er machen sollte. Sein Manager hat ihm nur gesagt, er soll eine Stimme synchronisieren. Und wir hatten gedacht, er hätte schon zugestimmt, er hätte die Scripte gelesen, "Spirit of Christmas gesehen", und er würde wissen, um was es eigentlich geht. Als wir in den Raum kamen haben wir recht schnell gemerkt, dass er keine Ahnung hatte. Wir waren echt zu Tode erschrocken.
ISAAC:Als ich da reinkam, waren da diese beiden Typen, die so Dinge sagten wie: "Wow, wir sind so froh, dass sie hier sind, sie wären echt perfekt für die Rolle." Und ich wollte dann natürlich wissen um was es geht. "Also, ah, vielleicht lesen Sie das einfach mal." Und ich habe ein Script bekommen und angefangen es zu lesen. Gleich darauf hab ich gemeint: "Okay, Leute, sehr witzig, wer macht hier die Witze? Ich habt mich gut reingelegt, sehr komisch." Aber sie haben es wohl doch ernst gemeint.
TREY:Ich habe ihm dann erklärt: "Also, sie sind der einzige Schwarze in dieser Stadt, und sie sind der Koch, und sie singen nur über Sex mit Frauen."
ISAAC:Fast wäre ich aufgestanden und gegangen. Aber irgendwas hat mir gesagt, hey, was hab ich eigentlich zu verlieren? Also sagte ich: "Wenn ihr verrückt genug seid, das durchzuziehen, dann bin ich dabei."
TREY:Dann hat er okay gesagt, und alles war okay.
ISAAC:Als der Ausstrahlungstermin näher rückte bekam ich immer mehr Bedenken. Ohjee, ich kann meinen Freunden nichtmehr unter die Augen treten. Das ist ja so peinlich. Was mach ich nur? Aber wieauchimmer, am Tag nach der Erstausstrahlung gab es super Kritiken, und einige Wochen später sagte ich dann: "Ohja, das bin ich! Ich bin die Stimme, ja, ich bin Chef!"

Die Gaststimmen
DEBBIE:Nach den ersten Ausstrahlungen haben wir viele Anrufe und Feedback von Leuten bekommen, die gerne mal auftreten wollen würden, angeblich war da Steven Spielberg, oder Tom Cruise, oder George Clooney ist ein grosser Fan und hatte auch einen Gastauftritt (als Sparky, the gay Dog).
MATT:Für die "Chef Aid"-Episode haben wir viele Leute zusammenbekommen. Zum Beispiel Ozzy Ozbourne oder Elton John hat ein Lied für den Soundtrack gemacht. In den "Simpsons" gab es das auch schon, dass jede Woche eine berühmte Gaststimme aufgetreten ist, aber wir wollten es auch nicht übertreiben.
TREY:Also wir dachten, wenn schon berühmte Leute, dann nur an blödsinnigen Stellen, zum Beispiel für den schwulen Hund. Und ich erinnere mich, für die Thanksgiving- Episode hatte Jerry Seinfeld angerufen und wollte eine Sprechrolle haben. Wir sagten ihm, okay, du bist der Truthahn Nummer 4. Sein Manager rief daraufhin zurück und meinte: "Hey, das ist Jerry Seinfeld, er ist so viel wichtiger als bla bla bla, ich bin ein grosser fetter Dummschwätzer."
TREY:Die einzige Person, die wir wirklich gerne treffen wollten, war diese Tussie von "Species", also haben wir sie angerufen und gesagt: "Hey, sie sind echt talentiert, machen sie eine Stimme für Southpark?" Und sie sagte okay. Das war toll, denn dann habe ich mich hinter sie gestellt, meine Arme um sie gelegt und gesagt: "Fürchte dich nicht" und sie hat ihre Sachen synchronisiert während ich ihre Schultern massiert habe. So kam das, wie bei den meisten berühmten Stimmen.
MATT:Als ich sie das nächste mal gesehen habe war sie schwanger.

Die Musik
TREY:Und die meiste Musik in Southpark schreiben wir selber. Zum Beispiel die Musik aud dem ersten Weihnachtsspecial. Und als wir das Chef-Album gemacht haben auch so etwa 70 Prozent.
ISAAC:Als ich das erste mal "Chocolate Salty Ball" gelesen habe hab ich gesagt: "Hey moment mal, ihr Typen wollt doch nicht, dass ich das singe?" Und die beiden haben genickt. Ich war mir nicht sicher, dass wir dafür nicht verklagt werden. Aber okay, wenn man ziemlich blöd ist, dann kann man den Text falsch verstehen, aber in Southpark gehts eigentlich nur um Spass.
MATT:So ein Typ aus Kanada hat sich beschwert: "Da gehts ja um Genitalien." Ich sagte: "Was bitte?"
ISAAC:Chef macht doch nur einen Stand mit was Essbarem auf weil viele Leute nach Southpark gekommen sind. Ist doch richtig, oder?
MATT:Es geht um Schokoladeneier, zum essen, und dieser Typ dachte echt, da gehts um Hoden. Das ist doch total verrückt.
ISAAC:Ich frage mich, wie sowas schmecken würde, wenn man die Zutaten so wie in diesem Rezept zusammenrührt. Wahrscheinlich schmeckt das wie die echte Schokoladeneier.
TREY:Der eigentliche Grund, warum wir Southpark gemacht haben und warum wir nach Hollywood gekommen sind ist, um unsere Band bekannter zu machen. Denn, also, entweder man macht Demotapes, rennt damit rum und macht einige Auftritte, oder man produziert eine geile TV-Sendung, vielleicht einige Kinofilme und präsentiert darin seine Musik. Das schien uns viel einfacher zu sein.
MATT:Unsere Band heisst "D.V.D.A.". Und wir hatten bisher zwei Auftritte, die waren total geil. Übrigens ist "D.V.D.A." ein Ausdruck aus der Porno-Branche. Es bedeutet eine besondere Stellung, also "double Vaginal" und "double Anal". Man braucht dazu vier Schwänze und eine Frau.
TREY:Aber für uns bedeutet das natürlich was ganz anderes. Für uns heisst das: "Hey, last und zusammen abhängen, egal wo du her bist, was du machst, einfach abhängen. D.V.D.A."
MATT:Genau, du und ich und meine drei Kumpels.

Vermarktung
DEBBIE:Für Southpark wurden bisher 300 Millionen Dollar an Merchandising verkauft.
TREY:Das Merchandise-Geschäft reisst es echt raus. Die Leute denken, wir selber würden T-Shirts und das ganze Zeug verkaufen. Dabei gehören die Rechte alle Comedy Central, und nicht uns.
OFF:Es gibt eine sprechende Southpark-Kaffetasse, einen aufblasbaren Southpark-Sessel, jede Menge Stoffpuppen, natürlich auch die "Cheesy Poofs" und sprechende Plastik-Kennys.
TREY:Wir sehen manchmal Zeug im Laden, das haben wir vorher noch nirgends gesehen. Eigentlich ist das niederste Kommerzialisierung, Kapitalismus, und wir kriegen bloss etwa zwei Prozent davon, das ist lächerlich. Wenn wir wenigstens so 80 oder 90 Prozent kriegen würden, dann wäre das was anderes. Alle denken sie immer nur ans Geld. Geld, Geld, Geld, wohingegen, wir denken eher an... also an...
MATT:anderes Zeug
TREY:Wir konzentrieren uns darauf, Autogramme von uns zu verkaufen, oder Bilder von uns. Die Leute würden für ein Bild von mir viel Geld zahlen. Das ist mir viel wichtiger. Wer uns 200 Dollar schickt bekommt ein unterschriebenes Bild, und für 400 Dollar bekommt man ein unterschriebenes Originalbild aus einer Southpark-Folge.
MATT:Okay, aber zugegeben, das ist dann nicht wirklich echt. Wir unterschreiben das nicht selber, wir haben unsere eigenen Unterzeichner angestellt.

Southpark im Ausland
DEBBIE:Internationalen Erfolg haben wir auch. Wir synchronisieren auf Chinesisch, für fast ganz Europa, Lateinamerika und Israel. In England und Australien ist Southpark fast noch ein grösserer Erfolg als in USA selbst.
MATT:Also wir schätzen unseren Humor ziemlich "englisch" ein, weil wir sehr von Monty Python beeinflusst sind. Also wenn man Southpark irgendwo auf der Welt wirklich versteht, dann denke ich, wäre das in England.
TREY:Ja, aber sie zahlen nicht so viel.
MATT:Und sie sind dauernd betrunken, vielleicht lachen sie ja auch nur deswegen.
TREY:Genau
MATT:Wir sind früher einmal in England gewesen als wir noch kein Geld hatten. Wir haben ein Auto gemietet und sind nach Wales gefahren. Wir haben uns die Schafe angeschaut und die betrunkenen Leute, die die Schafe gejagt haben.

Die Moral
DEBBIE:Manchmal, so ab und zu, haben die zwei etwas in die Southpark-Folgen reingeschrieben, was vielleicht ein bisschen zu weit geht. Aber meistens bleibt es so. Normalerweise lassen wir ihnen den Freiraum, das zu tun was sie können.
TREY:Ab und zu müssen wir einige der Fluch-Wörter wegpiepsen, weil es ja im öffentlichen Fernsehen läuft, aber das macht eigentlich nichts, denn ein Teil des Humors entsteht erst dadurch. Ich denke, wenn es auf einem Kanal laufen würde, wo wir sagen dürften was wir wollten, dann wäre es sicher nicht so effektvoll. Es muss eigentlich auf einem Sender laufen, wo die Leute dann sagen: "Oh mein Gott, ich glaube ja nicht was die da machen." Es macht Spass, auszuprobieren, wie weit wir Woche für Woche gehen können.
ZENSOR:(im Büro der Medien-Überwachungsstelle) Die Macher dieser Serie sind zwei dreissigjährige Drittklässler. Offensichtlich haben ihre Mütter bei der Erziehung hoffnungslos versagt. Sie haben das Moralverständnis von Hunden, das ist meine ehrliche Meinung, oder noch schlimmer. Es wäre schlimm genug, wenn sie ihr persönliches Fehlen von Moral projizieren würden und dabei Erwachsene als Charaktere benutzen würden, aber dafür Drittklässler zu benutzen, und ihr eigenes verdorbenes und abstossendes Verhalten in Drittklässler hineinzuprojizieren, zu einer Tageszeit wenn Kinder vor dem Fernseher sitzen, das ist einfach unverantwortlich.
DEBBIE:Comedy Central hat schon immer die Position vertreten, dass Soutpark keine Sendung für Kinder ist. Wir strahlen es nie vor 10 Uhr abends aus, wir machen nie Webung vor 7 Uhr abends, und wir sind mit den Eltern einer Meinung. Diese Sendung ist nicht für Kinder geeignet. Meine eigene Meinung ist, dass Eltern sich darüber bewusst sein müssen, was ihre Kinder im Fernsehen anschauen, sie müssen selbst entscheiden, was geeignet ist und was nicht.
ZENSOR:Vulgäre Ausdrücke, Blasphemie, sinnlose Gewalt, eines der Kinder wird jede Woche getötet, ich würde sagen, das ist eine Verherrlichung von asozialem Verhalten. Die Jnugs sind ein Beispiel für alles das, was jeder klardenkende Elternteil nicht möchte, wie sich sein Kind verhalten soll.
TREY:Es gab eine grosse Kampagne "Wie stoppen wir Southpark", und wie man es vom Sender kriegt. Das Ding ist ein tolles Stück Literatur. Es sieht so aus: Auf der einen Seite, hier ist was die Bibel sagt, Johannes 3:16, und hier auf der anderen Seite das was Cartman sagt. Jetzt, Eltern, schaut mal was für eure Kinder besser ist.
MATT:Der Gedankengang war, hey, was Cartman sagt ist ja gerade das Gegenteil davon was Jesus sagt.
TREY:Genau, Jesus sagt "Ich bin der Weg", und Cartman sagt "Hey, Arschgesicht", daher waren sie der Meinung, Southpark muss weg.
MATT:Wir finden das cool. Tolle Sache.
ZENSOR:Ich respektiere Kreativität, ich bin nicht dagegen. Aber wenn man sein Talent zur Zerstörung benutzt und um Vorbilder für schlechtes Verhalten zu schaffen, dann hat man der Gesellschaft nichts Gutes getan. Dann hat man sein Talent missbraucht und nichts geschaffen was dem eigenen Nachbar gut tut.

Inspiration
TREY:Meine Mutter ist sehr bodenständig und rein, als ich ihr "The Spirit of Christmas" gezeigt habe, hat sie kein bisschen gelacht, sondern nur gemeint: "Ach sind die süss, warum müssen die denn nur so sprechen." Nachdem sie aber das ganze Geld gesehen hat, hat sie öfters angerufen: "Schatz, ich hab da ne Idee, du weisst schon, das fette Kind sollte so sagen: Fick dich! Du verfickter Jude!" Und ich sage, "Naja, okay Mam." Sie dann: "Ah, und ich hab dir ja die Idee gegeben, ich brauche ein neues Auto." Dann sage ich aber immer: "Fick dich Mutter! Weisst du, ich mache hier die Sendung, reiss mir den Arsch auf und nicht du, also fick dich, Mutter!"
ISAAC:Natürlich verdanken die beiden viel der Inspiration ihren Eltern. Gute Einfälle kommen immer von zuhause.
MATT:Wir sind beide in Colorado aufgewachsen. Und viele der Charaktere sind echt, also es gibt sie nicht ganz genau so, aber fast. Es sind Leute mit denen wir aufgewachsen sind, zum Beispiel Mr. Mackey ist Trey's Schulpsychiologe. Und überhaupt, die Stadt selbst, Southpark ist ein echter kleiner Ort in Colorado.
TREY:Als wir angefangen haben uns über die Erfahrungen in der dritten Klasse zu unterhalten haben wir gemerkt, egal wo man her ist, es ist überall gleich. Es gab immer einen fetten Freund und einen armen Freund, daraus wurden dann Cartman und Kenny. Eigentlich hat fast alles einen realen Bezug.
TREY:Technisch war es so geplant, das mein Charakter wie der von Stan sein sollte, und der von Matt wie Kyle. Stan war der kleine Trey, und Kyle war der kleine Matt. Aber mit der Zeit haben wir gemerkt, wir sind wohl beide eher wie Cartman.
MATT:Ja, nur grosse fette Bastarde.
TREY:Wenn man wirklich einen fetten achtjährigen Sohn hat, dann darf der wohl wirklich sagen was er will, denn man vergibt ihm, weil er ist ein fetter Achtjähriger und weiss es noch nicht besser.
MATT:Und Kyle ist Jude.
TREY:Stan ist der sensible Junge. Er ist am meisten emotionell.
MATT:Kenny ist arm, er würde Würmer essen und Benzin trinken, nur um den anderen zu imponieren.
TREY:Also wir machen das nicht so, dass wir uns jede Woche zusammensetzen und überlegen, okay, über wen können wir uns diesmal lustig machen. Es ist eher so, dass einem von uns einfällt, oh, ich weiss noch, wie ich immer rumgerannt bin und meinen entlaufenen Hund gesucht habe. So fängt es meistens an. Wobei das ändert sich mit der Zeit, heute schreiben wir die Folgen weil wir es müssen. Wenn wir es nicht machen, bekommen wir kein Geld mehr. Am Anfang war es mehr kindlich, so, hey, machen wir mal was cooles. Heute geht es uns nur noch ums Geld. Das macht Sinn.

Die Animationstechnik
ISAAC:Matt und Trey sind immer ihrem Stil der ersten Stunde treu geblieben. Aber der immer stärker werdende Zeitdruck hat einige Veränderungen in der Animationstechnik erfordert.
MATT:Die Animationstechnik, also, damit kennt sich Trey aus...
TREY:Ja, ähm, also das mit der Animationstechnik, das ist irgendwie so... Am Anfang fangen wir an und schneiden die Figuren aus Pappe aus, wir designen alles und schneiden es dann aus. Dann scannen wir es in Computers rein, damit wir es bewegen und manipulieren können. Dann kommen die Stimmen drauf, wir stecken alles in eine Bearbeitungsmaschine und dann kommts irgendwie fertig raus.
TREY:Storyboards? Also die Storyboards... Da wird zuerst einmal alles auf ein Stück Papier gezeichnet, dann schaut man es sich nochmal an und sagt, ja okay, so machen wirs.
GREG:(Der Verantwortliche ür die Storyboards) Wir hier kriegen ein Script von Trey und Matt. Wir malen das Script Bild für Bild wie ein Comicheft, wir machen Charakterentwürfe und die Hintergründe.
TREY:Ja natürlich, Greg als Storyborder ist derjenige, der die Dinge dann zeichnet und herausarbeitet. Er ist einfach toll, er ist der Beste. Ich denke er ist der Michael Jordon der Storyboards.
GREG:Mein Vorstellungsgespräch war irgendwie so, ich habe ihnen meine Bewerbung gegeben, sie haben es sich angeschaut und gemeint "Ah okay, er kann Kreise malen." Deswegen haben sie mich eingestellt.
MATT:Die Visionen und die Hingabe, die er in diesen Beruf einbringt, das ist einfach faszinierend.
GREG:Oft kommen so Aufträge wie: Zeichne Chaos und Panik. Ich frage mich dann wie ich das machen soll. Unten dran steht dann manchmal die Notiz: "Screw You! Greg!" Weil sie genau wissen, dass ich das Zeug jetzt wieder zeichnen muss.

Synchronsprecher
MARY KAY:(im Synchronstudio) Ich spreche fast alle weiblichen Rollen. Ich bin alle Mütter, inklusive Kenny's Mutter, die sich anhört wie Bill Clinton, nur weiblicher.
TREY:Mary Kay? Sie macht Stimmen?
MARY KAY:Natürlich bin ich auch Kyles Mutter, die ziemlich verrückt ist.
TREY:Achso, ja, sie macht das hervorragend.
MATT:Ja, die Visionen, und die Hingabe die sie in den Beruf einbringt.
MARY KAY:Am liebsten mache ich Wendy Testaburger.
TREY:Dieses Gefühl, das sie vermitteln kann, wenn sie hingeht und zu sich sagt: "Ja, ich mache diese Synchronstimmen".
MARY KAY: Es gibt so viele weibliche Charaktere in dieser Sendung, und es werden immer mehr. In dieser Season wird es wieder eine Menge neue geben.
TREY:Also eigentlich haben sie alle denselben Charakter. Wir könnten die Folgen auch mit einer einzigen weiblichen Person machen, das wäre kein Unterschied.
MATT:Und wir würden deswegen auch nicht weniger oder mehr Geld verdienen, also wen interessiert's?
TREY:In der nächsten Season schreiben wir die meisten weiblichen Charaktere einfach raus. Dann gibt es nur noch eine Person, eine Stimme und einen Charakter. Das wird um einiges einfacher.
TREY:Mit Isaac als Synchronsprecher umzugehen ist etwas schwierig, weil er in New York sitzt, daher müssen wir das ganze per Telefon machen. Manchmal muss man ihn etwas zur Raison bringen.
MATT:Isaac ist ein Freigeist, er hat seine eigenen Ideen und will diese durchsetzen.
ISAAC:Sie haben mir ein paar Freiheiten zur eigenen Interpretation überlassen. Ich kriege meist nur die Richtung vorgegeben.
TREY:Manchmal muss ich ihm wirklich sagen: "Verdammt nochmal, wie oft soll ich das noch erklären? Er ist an dieser Stelle sauer, nicht fröhlich, sauer! Sag den Text nicht fröhlich, sondern sauer. Ich weiss ich bin hier in LA und du in New York, aber das soll nicht heissen, dass ich nicht in vier Stunden da sein und dir in den Arsch treten kann."
MATT:Hauptsächlich ist das alles, was man mit Isaac machen muss.

Audiodesign und Animation
TREY:Bruce. Bruce wer? So jemand gibt es?
BRUCE:Ich editiere die Sounds. Matt und Trey sprechen sie ein und ich passe die Lautstärke etwas an, viel mehr ist es nicht.
TREY:Also Bruce, er ist ein unglaublich talentierter... was? Audiodesigner?
BRUCE:Ich mache die Stimmen etwas schneller und höher, damit Cartman klingt wie Cartman.Oder die Kanadier, die werden viel schneller gemacht als im Original. Dann klingt es mehr nach Cartoon.
TREY:Wir haben ein bisschen ein Klischee-Bild von einem Kanadier. Zum Beispiel dass ihre Köpfe auf und abhüpfen, das ist wirklich so.
JIM: (der technische Leiter) Meine Abteilung ist dafür verantwortlich, die gezeichneten Storyboards und Gesichter zu verarbeiten und sie im Computer umzusetzen. Alle Szenen werden für die Animation vorbereitet. Wir sorgen dafür, dass alles am Ende aussieht wie Pappkarton-Ausschnitte.
TREY:Also was Jim für uns macht ist, eh...
MATT:Er arbeitet an den Episoden, nicht?
JIM:Die zwei waren besorgt, dass es zu sehr technisch aussehen würde, sie wollten nicht dass man es sieht, dass es mit dem Computer gemacht ist. Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen. Wir benutzen ein mächtiges Werkzeug, aber versuchen, es so einfach wie möglich aussehen zu lassen.
JIM:Die komischste Situation für mich war es bisher, als ich angefangen habe Mr. Hankey zu animieren. Ich habe so viele Dinge in meiner Ausbildung gelernt um jetzt hier zu sitzen und ein Stück Scheisse zu animieren.
TREY:Mr. Hankey ist eine Geschichte die kam von damals, als ich so etwa zwei Jahre alt war. Ich hatte damals wohl das Problem dass ich nie die Toilette gespühlt habe, ich habs immer liegengelassen. Meine Mutter hat meinen Vater dazu überredet, mir das zu erklären. Mein Vater, der mir immer solche Sachen erzählt hat, kam her und anstatt dass er mir erklärt hätte warum ich die Toilette spühlen muss, sagte er, dass sonst Mr. Hankey rausspringen würde und mich umbringen würde. Ab da hab ich die Toilette jedesmal etwa 20 mal gespühlt. Und es hat gedauert, bis ich etwa 18 oder 19 Jahre alt war, zu begreifen, dass das garnicht stimmte.
MATT:Das hab ich dir doch damals gesagt, dass das nicht stimmt.
CRISPY:(ein Animator) Von den Technikern bekommen wir die Figuren im Computer als bewegbare Strichzeichnungen. Sie bestehen aus mehreren übereinandergelegten Ebenen oder Layers. Wir hier bewegen diese Figuren und erwecken sie zum Leben. Dazu nehmen wir die selbe Hardware wie die Filmindustrie für ihre Computer- Spezialeffekte. So geht das ganze schnell und effizient.
MATT:Beim Schneiden werden die einzelnen Szenen irgendwie zusammengesetzt und geschnitten.
TREY:Und keiner macht das so gut wie GINA.
GIAN:(sie heisst nicht Gina, sondern GIAN und ist ein recht stämmiger Kerl!) Wir bekommen die einzelnen Szenen und ersetzen das Storyboard durch die frisch animierten Szenen, und schneiden sie hinein.
TREY:Gina schneidet und editiert schnell wie ein Blitz. Man kann fast garnicht so schnell zugucken.
GIAN:Nachdem alle Szenen vorliegen machen wir den letzten Schnitt, die Endfassung. Dann ist das ganze eigentlich fertig.
MATT:Diese Visionen und die Hingabe mit der Gina in ihren Job geht,
TREY:sie ist eine wundervolle Frau.

Zukunft
TREY:Matt und ich, wir sind nicht zum arm sein geboren. Wir sind zwar beide in armen Familien aufgewachsen, aber als wir und getroffen haben, haben wir gemerkt, dass wir reich sein wollen. Und jetzt sind wir auch das was wir sein wollten. Viele Leute denken, jetzt wo wir berühmt sind, würden wir uns verkaufen. Das ist aber nicht richtig. Der Plan war von Anfang an, uns zu verkaufen. Die Einstellung hat sich also nie geändert.
DEBBIE:De Zukunft von Southpark ist bis Anfang 2001 geplant. Solange wird es weitere Episoden geben. Dann werden Comedy Central, Matt und Trey sich wohl mal zusammensetzen und beraten wie es weitergehen soll. Wenn es immer noch läuft, werden wir weitermachen, falls nicht, denke ich, werden wir das merken und eben aufhören.
MATT:(immer noch im Whirlpool) Leider müssen wir jeden Tag arbeiten und haben keine Zeit mehr auszuruhen.
TREY:Früher sind wir oft rumgesessen und haben relaxt. Das haben wir aber schon lange nichtmehr, einfach keine Zeit.
MARY KAY:Ich seh die beiden eigentlich nichtmehr, sie sind einfach zu beschäftigt. Einmal hab ich doch tatsächlich mit beiden telefoniert, das war schon toll.
GREG:Nein, ich kann mich nicht erinnern wann ich sie das letzte mal gesehen habe. Sie reden sowieso nie mit mir.
ISAAC:Also ein bisschen ist ihnen der Erfolg schon zu Kopf gestiegen.
DEBBIE:Ich kann sie nicht erreichen, vielleicht haben sie die Telefonnummer in ihrem Büro geändert.
ISAAC:Aber eigentlich sind sie schon noch immer ganz nett.
TREY:(im Pool, Luft blubbert, er drückt auf ein paar Knöpfen rum) Verflucht! Sehen sie, genau das hab ich gemeint. Man ist hier draussen, arbeitet wie der letzte Arsch im Whirlpool. Und plötzlich geht er los, ohne dass man ihn eingeschaltet hat. Plötzlich geht er los. Die Leute denken immer, dass alles für uns so einfach wäre, dass wir keine Probleme hätten, und dabei sitzen wir hier im Whirlpool und er geht plötzlich von selber los.
ZENSOR:Wenn die Macher von Southpark hier in mein Büro kommen würden, dann würde ich sie bitten zu gehen. Ich denke nicht, dass ich ihnen was zu sagen hätte. Es würde sich nichts ändern. Sie sind so sehr mit ihrer Sache beschäftigt, dass sie nicht einsehen würden, dass sich etwas ändern muss. Das einzige was sie interessiert ist Geld und Ruhm.
TREY:Eigentlich verstehe ich es nicht, ich verstehe es überhaupt nicht. Wir verstehen es nicht, es gibt garnichts zu verstehen. Also ich meine, es steckt nichts dahinter, es passiert einfach nur. Es ist nichts besonderes, oder es ist uns egal. Ein Künstler ist jemand, dem die Botschaft wichtig ist. Uns ist alles egal.


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